Visionäre Prognostik

Im Zentrum des Buchs „PROGNOSTIK 01: Zukunftsvisionen“ steht die visionäre Prognostik, die erste und wohl urtümlichste Art der Zukunftsschau. Ihre Erkenntnisquelle ist die Eingebung. Ihr Medium ist der Mensch selbst. Vorahnungen, Prophetie, Visionen und Erscheinungen, Besessenheit, Begeisterung oder Hellsehen in Traum, Trance und Ekstase sind ihre traditionellen Entsprechungen. In der magischen Prognostik ist es zumeist ein Gott, Geist oder höheres Wesen, welches die Kunde von der Zukunft überbringt. Der Seher ist dabei nur Sprachrohr, gleich einem Gefäß, welches die höheren Welten in sich aufnimmt und durch seinen Mund hindurchfließen lässt.

Auch die moderne Parapsychologie geht davon aus, dass es prinzipiell möglich ist, kommende Geschicke in Visionen zu erschauen. Religiöse Erklärungen werden dabei jedoch meist durch naturwissenschaftsähnliche Ansätze ersetzt. So gibt es beispielsweise Theorien von Bewusstseinsfeldern, welche jenseits von Raum und Zeit liegen und durch veränderte Bewusstseinszustände angezapft werden können, gleich einem Radio, dessen Frequenz man verändert. Der Seher ist hier ein Mensch mit außergewöhnlichen Wahrnehmungsfähigkeiten. Sein Sinnesspektrum übersteigt die herkömmlichen Möglichkeiten, ist somit über- oder außersinnlich.

Im Gegensatz dazu geht die visionäre Prognostik der Moderne nicht von einer determinierten Zukunft aus, welche erschaut werden kann, sondern sieht Zukunft als offen und vom Menschen gestaltbar. Es geht ihr nicht mehr darum, eine richtige Prognose aufzustellen, sondern um das Entwerfen von Szenarien und Möglichkeiten. Und man versucht in der Folge, auf die wünschenswerten Szenarien hinzuarbeiten und die unerwünschten zu vermeiden. Die Vision ist hier in erster Linie Leitbanner der Planung.

Allen visionären Prognosemethoden ist gemein, dass sie sich kaum ausgefeilter Techniken und Werkzeuge bedienen, wie dies bei den zeichen- und zeitendeutenden Varianten üblich ist. Der Mensch und seine Eingebung stehen im Zentrum. Zwar werden auch hier zu einem gewissen Grad methodische Herangehensweisen verwendet, doch bleibt das Wesentliche immer die Intuition und Inspiration des Visionärs. Nicht die Werkzeuge selbst zeigen die Zukunft an, sondern sie sind nur Hilfsmittel, um psychische Prozesse im Medium anzuregen, um es in meditative Versenkung oder Trance zu versetzen. Sie helfen dabei, den menschlichen Geist gezielt in einen Ausnahmezustand zu bringen, das Bewusstsein dem Alltagsbewusstsein zu entheben. Dies geschieht beispielsweise durch repetitive Gebete, Trommeln und Gesänge, Entzug von Nahrung oder Schlaf, psychogene Rauschmittel und ähnliches. Die Stimme des Ichs soll dadurch ausgeschaltet, der Geist leer gemacht werden, um in ihm den höheren Geist aufzunehmen. Am extremsten wird dieser Vorgang sichtbar, wenn die Vision durch Begeisterung oder Besessenheit erfolgt. (…)

 

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Niederwieser, Christof (2015) Prognostik 01: Zukunftsvisionen, Norderstedt: BoD – Books on Demand, S. 20f

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