Trivial-Science-Fiction spielt eine wichtige Rolle bei einem Phänomen, welches ich Novum-Inkubation nenne. Als Kinder werden künftige Wissenschaftler durch Populär-Science-Fiction aus Comics, Filmen und TV-Serien mit futuristischen Ideen wie Roboter, künstlicher Intelligenz oder Teleportation konfrontiert. Kindliche Begeisterung wird geweckt, obwohl die etablierte Wissenschaftswelt diesen neuen Ideen ablehnend und spöttisch gegenübersteht. Die Kinder werden erwachsen und bringen schließlich als Forscher die einstmals inakzeptablen Visionen in den Wissenschaftsapparat hinein. Eine wesentliche Triebkraft des Fortschritts ist somit das Streben der jungen Generationen, ihre Kindheitsträume zu verwirklichen und damit die Modelle der Alten zu erweitern und zu überwinden.
Wie Gesellschaftsvisionen und Utopien erfüllt somit auch der Zukunftsroman eine wichtige Funktion als Leitbild für Innovationen. Manche Phantastik von gestern ist die Realität von heute. Die Träume und Visionen von heute sind die Taten von morgen. Dabei ist es nebensächlich, ob es sich um triviale oder ernsthafte Werke handelt. Überhaupt ist diese Trennung in hohem Maße subjektiv. Auch Literaturexperten sind sich oft keinesfalls einig, was als trivial und was als ernsthaft angesehen werden kann. Und oft wirken nach Ablauf der Zeitgeistverfangenheitsspanne einstmals seriöse Werke unfreiwillig komisch, während Populärware zur neuen Wahrheit erhoben wird.
Auch die moderne Zukunftsforschung hat dies mittlerweile erkannt und sich von ihrem wissenschaftlich-objektivistischen Anspruch einstiger Tage gelöst. Seit den 1970er Jahren wendet sie sich zunehmend kreativ-intuitiven Methoden zu. Denn Sehnsüchte und Phantasien spielen für die Erforschung der Zukunft eine ebenso wichtige Rolle wie Trend-Extrapolationen, Wirtschaftspläne oder Konjunkturzyklen. (…)
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Niederwieser, Christof (2015) Prognostik 01: Zukunftsvisionen, Norderstedt: BoD – Books on Demand, S. 120
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